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10 Thesen zur psychologischen Beratung von
Arbeitenden und Organisationen
1. Psychologische Beratung ist eine Dienstleistung.
Vielleicht keine „gewöhnliche“
(weil man sich erst daran gewöhnen muss...), aber auch keine
abstruse oder absonderliche. Wie jede andere Dienstleistung
kauft man sie, wenn man meint, dass sie einem zu einem bestimmten
Zeitpunkt nötig oder angemessen und nützlich erscheint. Supervision,
Coaching, Organisationsberatung etc. sind Dienstleistungen
für Professionelle, d.h. in der
Regel für „gesunde“ Erwachsene, deren psychische Regulationsmechanismen
intakt sind. Alle diese Dienstleistungen beziehen sich primär
auf die Arbeitssphäre der Kunden;
sie sind keine Psychotherapie o.ä.
2. Supervision, Coaching, Organisationsberatung
etc. sind keine irgendwie magischen, mystischen oder sonstwie
geheimnisvollen Leistungen, sondern basieren auf wissenschaftlichen
Erkenntnissen (bzw. sollten darauf basieren)
wie sie die wissenschaftliche Psychologie (Arbeits-, Betriebs-
und Organisationspsychologie, Personalpsychologie, Klinische
Psychologie etc.) und andere Wissenschaften (Wirtschaftswissenschaften,
Philosophie, Pädagogik etc.) hervorgebracht haben.
D. h. professionelle Beratung ist (oder sollte nach meinem
Verständnis) nachvollziehbar (sein).
3. Oberstes Gebot ist deshalb Transparenz.
Ich tue nichts mit meinen Kunden, worüber ich sie nicht vorher
aufgeklärt habe und wozu sie nicht ihr Einverständnis gegeben
haben. Manipulative Methoden lehne ich ab.
4. Ich respektiere und schätze die profunde
Professionalität meiner Kunden. Sie beherrschen ihr jeweiliges
Metier. Gerade weil sie bei bestimmten Fragestellungen oder
Problemen Unterstützung von außen nachsuchen, betrachte ich
sie nicht als defizitär, sondern
als prinzipiell entwicklungsfähig und –bereit.
Die Beratung findet „auf Augenhöhe“ statt.
5. Beratung, wie ich sie verstehe, initiiert,
unterstützt und begleitet die Selbstveränderungsbestrebungen
meiner Kunden. Das trifft auf Einzelne wie auf Teams und ganze
Organisationen zu.
6. Welche Art von Beratung konkret gewünscht
wird, entscheidet der Kunde. Falls die „Indikation“ nicht
eindeutig ist, bin ich bei der „richtigen“ Auswahl gerne behilflich;
entscheidend ist, welches Ziel der
Kunde mit der Beratung erreichen will. Ebenso bleibt er/sie
HerrIn über das Geschehen: Zeitlicher Umfang, Dauer, Frequenz,
Inhalte und Methoden werden von ihm/ihr bestimmt. Ich mache
Vorschläge, die sich aus meinen
Kenntnissen und Erfahrungen mit ähnlichen Problemlagen und
erfolgreichen Lösungsansätzen speisen.
7. Wer arbeitet, trifft auf Widerstände,
Ungereimtheiten, Probleme, Konflikte, Interessengegensätze,
Merk- und Denkwürdiges, Beflügelndes und Niederschmetterndes,
Unverständliches, schwer Einschätzbares usw. Jeder, der mit
wachen Augen sein eigenes Tun, und seine Umwelt wahrnimmt,
kennt diese Phänomene. Sie sind offenbar schlicht unvermeidlich.
Alle diese Dinge können Anlass geben, sich Rat zu suchen,
um diese Phänomene besser zu verstehen und geeignete(re) Handlungsweisen
zu entwickeln.
8. Einzige Grundbedingung für die erfolgreiche
Beratung ist die Bereitschaft des Kunden, genau diese Phänomene
zum Thema der Beratung zu machen. Das erfordert eine gewisse
Offenheit, Einblicke in die eigene Arbeitstätigkeit und ihre
Kontextbedingungen zu gewähren. Wie weit diese Offenheit im
einzelnen geht und wo sie ihre Grenzen findet, entscheidet
der Kunde.
9. Für die Dauer der Beratung stehe ich
mit meinem ganzen Wissen und Können dem Kunden zur Verfügung;
was er jeweils davon für sich nutzen will, entscheidet er
oder sie. Ihr Erfolg ist mein Erfolg.
10. DON´T BELIEVE THE HYPE!
Zwar ist es Aufgabe eines seriösen Beraters, über neue Entwicklungen
auf dem Beratungsmarkt informiert zu sein. Aber nicht alles
Neue muss man auch den Kunden unbesehen angedeihen lassen.
Insbesondere Verfahren und Methoden, die mit einem übertriebenen
Allgemeingültigkeitsanspruch auftreten und oft Heilsversprechen
(„Alles wird gut, wenn du nur ...“) ähneln, sind vom Berater
kritisch zu prüfen, ob und in welchem Maße sie wirklich zu
einer größeren Autonomie des Kundensystems beitragen. Der
kritische Sachverstand der Kunden soll gefördert und nicht
durch wolkige und unhinterfragte Ideologien behindert werden.
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